Was ist die Gewaltfreie Kommunikation?
Die Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg ist in erster Linie eine bestimmte Haltung aus der heraus ich mit mir selbst und anderen Menschen kommuniziere. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass ich Verantwortung für meine Gefühle, Bedürfnisse und Handlungen übernehme und die Absicht habe tiefer mit mir selbst und anderen Menschen in Verbindung zu kommen.
Ich setze meine Gefühle bewusst ein, um Kontakt zu kreieren, stehe in Selbstliebe für meine Bedürfnisse ein und achte gleichzeitig darauf, dass meine Handlungen auch die Bedürfnisse anderer Menschen und Wesen berücksichtigen. Dabei geht es nicht darum perfekt zu sein, sondern Stück für Stück verantwortlicher mir gegenüber, anderen Menschen und der Welt zu handeln.
Dabei ist meine Absicht tiefer mit mir selbst, anderen Menschen und dem Leben in Kontakt zu kommen. Was fühle ich? Was brauche ich? Aus welcher Intention handel ich? Was ist es für eine Erfahrung du zu sein? Wie kann ich mit der Lebenskraft in Verbindung sein, anstatt mich von ihr zu trennen?
Die Methode und der Prozess der GFK helfen mir, mich mit meinen Gefühlen und Bedürfnissen berührbar zu machen und empathisch die Gefühle und Bedürfnisse meines Gegenübers zu hören. So entsteht Verständnis und die Freude einander das Leben zu bereichern.
Aus diesem tieferen Kontakt heraus zeigen sich überaschende neue Lösungen, die alle beteiligten Bedürfnisse und Menschen berücksichtigen.
Das Menschenbild der Gewaltfreien Kommunikation
Nach der Gewaltfreien Kommunikation haben alle Menschen dieselben Bedürfnisse, wie zum Beispiel Autonomie, Kreativität oder Geborgenheit. Mit jeder Handlung versuchen sich Menschen Bedürfnisse zu erfüllen. Da alle Menschen die gleichen Bedürfnisse haben, können sie sich und ihre Handlungen auf dieser Ebene verstehen und miteinander in Verbindung kommen.
Auch jeder gewaltvollen Handlung liegt ein Bedürfnis zugrunde. Marshall B. Rosenberg, der Begründer der Gewaltfreien Kommunikation, ist der Meinung, dass es keine bösen Menschen gibt, die anderen grundlos Gewalt antun. Die Ursache von Gewalt besteht seiner Meinung nach darin, dass Menschen den Kontakt zu ihren Bedürfnissen und den Bedürfnissen ihrer Mitmenschen verlieren. Dadurch sehen sie statt der anderen Menschen und sich selbst nur noch Feindbilder, die es verdient haben bestraft zu werden.
Rosenberg zufolge leben wir nach wie vor zum Teil in einer Dominanzkultur, in der Menschen ihre eigenen Bedürfnisse und die von anderen untedrücken. In dieser Dominanzkultur gibt es Hirarchien, die auf Gewaltanwendung und Angst basieren und in denen Menschen beigebracht wird, dass sie keine Wahl haben und sich nicht selbst ermächtigen können.
Das Ziel der Gewaltfreien Kommunikation ist es, eine Kultur der Kooperation aufzubauen, in der Menschen sich gegenseitig unterstützen in ihr Potenzial zu kommen und gemeinsam Strukturen aufbauen,
in denen alle Bedürfnisse berücksichtigt werden. In ihr werden Hirarchien die auf Angst basieren durch Hirarchien ersetzt die Vertrauen als Grundlage haben.
In dieser Kultur der Kooperation erkennen wir, dass wir uns immer frei entscheiden und nicht zu einer Handlung gezwungen werden können und ordnen uns nur freiwillig in eine größere Struktur ein, wenn wir vertrauen, dass sie lebensbejahenden Werten dient.
Marshall B. Rosenberg
Marshall B. Rosenberg wurde am 6. Oktober 1934 in Canton, Ohio geboren. Ein prägendes Ereignis seiner Kindheit war, als in seiner Nachbarschaft Weiße und Afroamerikaner einen Rassenkrieg mit zahlreichen Toten begannen und seine Familie tagelang das Haus nicht verlassen konnte. Auf der anderen Seite erlebte er, als seine Großmutter sterbenskrank war, wie sein Onkel jeden Abend zu ihnen nach Hause kam und sich voller Liebe um sie kümmerte.
Seit dieser Zeit beschäftigten ihn zwei Fragen: Was geschieht genau, wenn Menschen die Verbindung zu ihrem Mitgefühl verlieren und sich schließlich gewalttätig und ausbeuterisch verhalten? Und umgekehrt, was macht es manchen Menschen möglich, selbst unter den schwierigsten Bedingungen mit ihrem Mitgefühl in Kontakt zu bleiben?
Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, studierte er nach der Schule Psychologie. Die Antwort, dass gewalttätige Menschen eine psychische Störung hätten, schien ihm unbefriedigend. Er arbeitete einige Jahre als Therapeut und studierte außerdem vergleichende Religionswissenschaften. Zusehens erkannte er, dass die Wurzeln der Probleme seiner Klienten in den gesellschaftlichen Strukturen lagen und nicht einer psychischen Krankheit geschuldet waren. Er gab seine Praxis auf und begann stattdessen durch die USA zu reisen und sein Konzept der Gewaltfreien Kommunikation in Workshops weiterzugeben und als Mediator bei Konflikten zum Beispiel in Familien, Schulen, Organisationen und zwischen Polizei und Straßengangs zu vermitteln.
1984 gründete Rosenberg das Center for Nonviolent Communication, um seine Ideen und Ansätze allen Interessierten zugänglich zu machen. Diese Einrichtung ging auch aus seiner jahrelangen Arbeit hervor, die er mit Bürgerrechtlern in den frühen sechziger Jahren geleistet hatte. Mit ihnen hatte er Mediationsprogramme und Kommunikationstrainings durchgeführt, um Gemeinden zu unterstützen, die die Rassentrennung an Schulen und anderen öffentlichen Einrichtungen überwinden wollten.
In den letzten Jahrzehnten hat Rosenberg Menschen in Seminaren auf der ganzen Welt die Gewaltfreie Kommunikation weitergegeben und geholfen gewaltvolle Konflikte auf gewaltfreie Weise zu lösen. Sein Konzept wird in Familien, Schulen, Therapie, Firmen und diplomatischen Verhandlungen angewandt. Auch in Krisen- und Kriegsgebieten wird die Gewaltfreie Kommunikation verwendet, um zwischen verfeindeten Volksgruppen zu vermitteln und auf friedlichen Weise Konflikte zu lösen.
Am 7. Februar 2015 verstarb er friedlich Zuhause im kleinen Kreis seiner Familie.
Mehr Informationen zu der Gewaltfreien Kommunikation und Marshall B. Rosenberg gibt es auf der Homepage des Center for Nonviolent Communication.